Im Swing gegen den Gleichschritt

TV-Doku, am 2.2. um 23h15 im WDR

“WDR Fernsehen, Montag, 02. Februar 2009, 23.15 – 0.00 Uhr

WDR-dok

Im Swing gegen den Gleichschritt

Ein Film von Wolfgang Beyer und Monica Ladurner

Seit einigen Jahren kann sie weltweit ein spektakuläres Comeback feiern: die Swing-Musik. „It don’t mean a thing, if it ain’t got that swing”, heißt es heutzutage auch in vielen Konzert- und Tanzsälen hierzulande: Deutschland swingt wieder. Doch kaum jemand weiß, welchen Repressalien Jugendliche in den 30er und 40er Jahren ausgesetzt waren, die sich in Europa für den Swing und damit für eine Lebenskultur begeisterten, die im diametralen Gegensatz zu den Idealen des nationalsozialistischen Regimes stand. Wer nicht mitmarschieren wollte in die strahlende Zukunft des großen deutschen Reichs, der musste aus der Reihe tanzen. Und wer aus der Reihe tanzte, dem wurde der Marsch geblasen. Die Nazis, die 1933 an die Macht kamen, duldeten nur eines: den Gleichschritt. Der Jazz-Begeisterung vieler junger Menschen tat das – zunächst! – keinen Abbruch.

Viele Jugendliche wollten „ihrer“ Musik und ihrer Kultur trotz heftiger Repressalien nicht abschwören. In Frankreich nannten sie sich „Zazous“ und in Tschechien „Potapki“; in Deutschland wurden sie als „Swings“ bekannt und in Österreich als „Schlurfs“. Diese Jugendlichen verband der Abscheu vor all jenen Idealen, die der Nationalsozialismus predigte, und die Verachtung jeder Art von Drill und Zwang.

Die Nazis haben den Hass auf den Swing kultiviert – erfunden haben sie ihn nicht. Bereits 1927 wurde der Jazz in einer Musik-Enzyklopädie als Inbegriff der „Un– und Anticultur“ gebrandmarkt, und der Autor einer deutschen
Akademikerzeitschrift schrieb über diese „ekelerregende“ Negermusik: „Die Seele, die hier Ausdruck sucht, ist entartet“. In einer Broschüre mit dem bezeichnenden Titel „Kulturbolschewismus“ wetterten auch evangelische Kirchenväter nicht nur gegen den „Pazifismus“ und den „Kult der Erotik“, sondern auch gegen die „Gottlosenschallplatten“. Zitat: „Es ist der Rummel des Vergnügens, ist die Raffiniertheit der Lusttechnik. An die Stelle edelerer Musik tritt die aufpeitschende Jazz-Kapelle!“
Doch was passiert, wenn man jungen Menschen ihre Musik nimmt, wenn man ihre Tänze verbietet, ihren Lebensstil kriminalisiert, ihre Kultur als staatsfeindlich brandmarkt? “Im Swing gegen den Gleichschritt” schildert die Geschichte der “Swings” in Köln, Hamburg, Berlin, Krefeld und Düsseldorf, der Wiener “Schlurfs”, der Swing-Anhänger in Warschau und Paris. Ein Film über Jugendliche, die sich auch unter der Nazidiktatur nicht beugen wollten, den Dienst in der HJ verweigerten, “Feindsender” hörten und auch ihrer Begeisterung für Swing und Jazz trotz immer härter werdender Repressionen nicht abschworen.

„Im Swing gegen den Gleichschritt“: Eine historische Spurensuche mit viel Musik, erzählt in einer Mischung aus klassischer Dokumentation und filmischem Feuilleton, bei der zahlreiche Zeitzeugen ihre Erlebnisse schildern. Die Jazz-Legende Coco Schumann, als Jude von den Nazis in den KZs von Theresienstadt, Auschwitz und Dachau interniert, formuliert das treffende Schlusswort zu dem eindrucksvollen Film von Wolfgang Beyer und Monica Ladurner : „Wer den Swing in sich trägt, egal ob im Saal oder auf der Bühne, kann nie mehr im Gleichschritt marschieren!“

Redaktion: Christiane Hinz

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