Lindy Hop

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Bei Lindy Hop handelt es sich um einen afroamerikanischen Paartanz, der sich im Amerika der späten 20er Jahre u.a. aus Stepptanz, Charleston, Texas Tommy und Turkey Trot entwickelte.

Savoy Ballroom

Savoy Ballroom

Dem Savoy Ballroom in Harlem, New York, kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu, denn abweichend von den Gepflogenheiten der Zeit außerhalb New Yorks war hier der Zutritt Schwarzen und Weißen gleichermaßen gestattet. “Stompin´at the Savoy” (1934) hieß es für alle, Hautfarbe, Herkunft, waren unbedeutend. Als der Charleston seine Blütezeit gegen Ende der 20er Jahre hinter sich gelassen hatte und den Weg nun freimachte für einen neuen, weicheren Musikstil, den Swing, sah man vereinzelt Tänzer, die einen 8-countigen Tanz dazu kreierten und ihn einfach “Hop” nannten. Als einer der Urväter des Lindy Hop, Shorty George Snowden, zusammen mit George Ganaway und Big Bea den “Hop” während eines Tanzmarathons tanzten, fielen sie einem Reporter auf, der nach dem Namen dieses neuen Tanzes fragte. Was lag näher, als ihn zu Zeiten der Atlantiküberquerung durch “Lucky Lindy” Charles Lindbergh “Lindy Hop” zu nennen!

Tänzer im Savoy

Tänzer im Savoy

Lindy Hop avancierte zum beliebtesten Tanz in den 30er-40er Jahren, zahlreiche Tanzschuppen, Speakeasys und Ballsäle wie der Cotton-Club, der Roseland Ballroom und viele andere öffneten ihre Pforten. Zu Jazzmusik von u.a. Count Basie, Cab Calloway, Benny Goodman, Ella Fitzgerald warf man alle steifen Tanzregeln über Bord und feierte die Freiheit der Bewegung, Lebendigkeit und Improvisation. “[D]ieser Paartanz für Einzelgänger [enthält] alle wesentlichen Jazzelemente, ja `fast alles, was mit einem Tanzschritt zu tun hat´, wie das New York Times Magazine feststellte. Der Lindy Hopper, war dort zu lesen, ´wird mit versunkenem (…) Gesichtsausdruck seinen Partner auf Armlänge hinausschleudern und wieder zu sich heranziehen, ihn um die Hüften drehen und derweil seine Fußspitzen hin- und hersetzen. Wenn er richtig in Fahrt kommt, improvisiert er alle möglichen Phantasiefiguren und versucht es auch mit etwas Akrobatik, die sein Partner mit lässiger Gelenkigkeit erwidert”. (Eichstedt, Astrid und Polster, Bernd: Wie die Wilden. Tänze auf der Höhe ihrer Zeit, Rotbuch Verlag: Berlin 1985, S.78f.).

In offener Paartanzhaltung konnte ´mal der Herr, ´mal die Dame die Führung übernehmen. “There are no mistakes in Lindy Hop, but variations”, so auch Frankie Manning, der 1914 geborene Lindy Hop Tänzer der ersten Stunde und Erfinder der aerials oder air steps, wie die akrobatischen Figuren auch genannt werden. In den späten 40ern begann die Swingbegeisterung nachzulassen, viele Profitänzer wurden für den Militärdienst eingezogen, Be Bop war die Musik der Stunde. Lindy Hop fand sich alsbald bis zur Unkenntlichkeit verändert wieder in einer vereinfachten 6-count Version von Victor Sylvester, dann in Elementen des Rock ‘n’ Roll. Mitte der 80er Jahre aber wurde Lindy Hop wiederentdeckt, zunächst in Amerika von Mama “Lou” Parks  (die ihn eigentlich nicht wiederentedeckte, denn sie hatte nie aufgehört, ihn zu tanzen und  an Jugendliche weiterzugeben), Margaret Batiuchock sowie Erin Stevens und Steven Mitchell, dann in Großbritannien mit den Jiving Lindy Hoppers, denen damals auch Ryan Francois angehörte und ungefähr zeitgleich in Schweden. In Herräng (Schweden), London, Paris, Brüssel, Amsterdam, München, Hamburg, Berlin und nicht zuletzt auch in Aachen beginnen Swingverrückte, diesen lebhaften, unkonventionellen Tanz wiederaufleben zu lassen.

(Verfasser: Sabine Schroetter von it-must-schwing.de)